Alternativurlaub 2020 – Tag 8: Die Heimat, die es nicht gibt…

So, nach 7 Tagen fern der Heimat sollte es heute also wieder in die heimische Garage gehen. Mit der abgebrochenen DK-Tour war ich letztlich 12 Tage mit dem Motorrad unterwegs. Nun möchte ich noch einige Tage in Ruhe zu Hause verbringen, bevor am Donnerstag dann Wacken startet.

Entgegen der Wettervorhersage, die sintflutartige Wolkenbrüche vorhergesagt hatte, war es trocken, als ich gegen 10:00 Uhr in Hannover mein Mopped aus der Garage rollte und mich auf den Weg gen Norden machte.

Die Gegend zwischen Hannover und Hamburg ist jetzt nicht unbedingt reich an landschaftlichen Highlights. Zwar durchquert man irgendwie die Lüneburger Heide, aber die ist wohl nur an wenigen Stellen schön. Meistens rollt man über erschreckend schlechte Straßen durch ausgedehnte Waldgebiete. Schon ganz nett, aber eben auch spektakulär unspektakulär.

Nach einiger Zeit meldete sich der Hunger, denn als Frühstücksverweigerer, der ich ja bekannter Weise bin, hatte ich noch keine Nahrung zu mir genommen. Also bei einem REWE mit angeschlossener Bäckerei eingekehrt und belegte Brötchen und einen Pott Kaffee geordert. Die nette Dame an der Kasse händigte mir dann zusätzlichen ein Zettelchen zwecks Eintrags meiner Adresse und Telefonnummer aus. Nachdem ich ihn ihr zurückgab, wurde ich dann harsch darauf hingewiesen, dass sie bei Sachen wie Corona keinen Spaß verstehe und ich bitte meine ECHTE Adresse eintragen sollte. Mein Hinweis, dass das meine echte Adresse wäre, wurde mit einem „Glaube ich nicht“ abgetan – und dem Zusatz „Büdelsdorf? So einen Ort gibt es wohl nicht“. Erst das Zücken meines Personalausweises überzeugte sie. Immerhin wurde sie sehr niedlich sehr rot im Gesicht und entschuldigte sich kleinlaut…

Als ich Uelzen passierte, stach mir ein Schild mit dem Wörtchen „Schloss“ ins Auge – und ließ mich abbiegen. Schließlich stand ich vor einem alten Gemäuer, dass aber durch den wildwuchernden Park drumherum kaum zu sehen war. Offensichtlich stand das Gemäuer auch leer – und der Lack war auch schon reichlich ab. Der Park hatte mit Schlossparks oder gar -gärten, wie man sie gemeinhin kennt, nämlich hübsch gepflegt oder gar künstlerisch angelegt, nicht viel zu tun. Es handelte sich eher um einen wuchernden Urwald. Die Brücken, die über die zugewucherten Teiche und Bäche führten, wiesen auch schon das eine oder andere Loch auf und der Pfad zum Wasserfall war so zugewachsen, dass man ihn kaum noch als Pfad erkennen konnte – und man musste über einen umgestürzten Baum steigen. Lustiger Weise trafen dann doch am Wasserfall 3 Parteien aus 5 Leuten aufeinander, die sich alle durch das Gebüsch geschlagen haben. Insgesamt war man sich einig, dass es zwar schade ist, das Gebäude so verfallen zu lassen, andererseits man ihm und dem wuchernden Park einen gewissen morbiden Charme nicht absprechen konnte.

Da ich ja nun ohnehin schon nahe Uelzen war, schaute ich noch einmal in den nach Entwürfen von Friedensreich Hundertwasser umgebauten Bahnhof herein. Ehrlich gesagt finde ich den Umbau doch etwas bemüht. Ein Neubau nach Hundertwasser wäre sicher weitaus imposanter, so wurden aber in ein bestehendes Gebäude einige Säulen und eine lustige Wendeltreppe hineingebaut – und fertig ist die Attraktion. Nicht so doll…

Weiter ging es – und dann folgte doch noch etwas imposant Spektakuläres. Ich traf auf Baustelle 768 und wurde vorbildlich umgeleitet. Diese Umleitung, die 14 km vor Lüneburg begann, führte mich dann nach 51 km (!!!) letztlich auch nach Lüneburg. Einundfünfzig Kilometer!!! Ein Umweg von 37 km!!! Holla…

Auf diesen Schreck musste es ich erst einmal meine Vitaminspeicher mit einem Erdbeerbecher aufladen. Getreu dem Motto: Esst mehr Obst…

Esst mehr Obst…

Der nächste Stopp wurde erst in Geesthacht an der Elbschleuse eingelegt. Zu meinem Glück fuhren gerade ein Schiff und drei Boote in einer der Schleusen ein – und so harrte ich auf der Brücke über der Schleuse dem Absinken des beeindruckenden Schleusentors. Malte ich mir doch ein Szenario aus laut dröhnendem, infernalisch quietschendem, der Schneide eine Guillotine gleichem Herabfallen des Tores aus, das die Brücke in ihren Grundfesten erschüttern lassen würde. Natürlich wurde ich enttäuscht. Das Schleusentor glitt Millimeter für Millimeter nahezu lautlos herunter, so langsam, dass man es fast nicht wahrnehmen konnte. Naja, vermutlich materialschonender…

Auf dem Weg nach Hause fuhr ich noch an einem riesigen Ohr vorbei, das beim Gut Emkendorf hölzern in den Himmel ragt.

Das „Ohr“…
Gut Emkendorf…

Um kurz vor acht lief ich dann im Heimathafen ein. Und war das Wetter bis dato zwar nicht herausragend, aber zumindest trocken war, wurde ich dann auf dem Weg von der Garage zur Wohnung tatsächlich noch etwas nass…

Wieder zu Hause…

Tja, das war es dann mit der Sommertour. Wie man lesen konnte, war diesmal eher der Weg das Ziel. Es wurde weniger Sightseeing betrieben bzw. erfolgte dies meist aus dem Sattel heraus. Der Hintern hat es ausgehalten, die Fahrpraxis hat es mir gedankt. Die Strecken an Rhein und Mosel waren traumhaft und haben mich nachhaltig begeistert. Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ich in Deutschlands Weinregionen nicht einen Tropfen des Rebensaftes genossen habe. Okay, nächstes Mal – denn da werde ich sicher noch einmal vorbeischauen.

Ansonsten gilt ja: Nach der Tour ist vor der Tour. Im Oktober steht erneut eine Moppedtour mit Freund Christian an. Geplant ist eine Tour nach und durch Polen. Mal gucken, ob das so klappt und uns nicht Corona womöglich einen Strich durch die Rechnung macht.

In diesem Sinne…

MM

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert