Was für ein Tag…
Nach einer äußerst angenehmen Nacht im BurgStadt-Hotel (keinSchreibfehler) in Kasellaun, begann die Tour fast genauso, wie die vortägige geendet hatte. Nein, nicht mit Hefeweizen und Gyros, aber mit der gleichen Strecke voller Serpentinen und Spitzkehren, die mir schon am Vortag einiges abverlangt hatten – nur diesmal eben in anderer Richtung.
Und so landete ich dann recht schnell wieder an „meiner“ Mosel, die ich ja tags zuvor lieben gelernt hatte. Und weiter ging es der Straße direkt am mäandernden Wasser entlang Richtung Koblenz. Tja, irgendwie kommt diese Straße dem Mopped-Fahrer so gar nicht entgegen, lässt sie doch nennenswerte Kurven vermissen (die Kurven des Flusses haben mit den bevorzugten Kurven des Bikers nicht viel zu tun). Aber die Landschaft macht es dann wirklich wett.
Die Landschaft war weiterhin toll, allerdings hatte ich heute mit tüchtigem Trubel auf eben dieser Traumstraße zu tun. Gerade im Bereich Cochem ging dann zeitweise gar nichts. Das ist im Auto schon doof, aber auf dem Mopped potenziert sich das unangenehme Gefühl. Zu warm (Fahrtwind fehlt), ständig muss man die Straße im Auge behalten, damit man nicht aus Versehen mit dem stützenden Fuß in ein Schlagloch tritt, was eventuell einen mäßig eleganten Umfaller zur Folge hätte. Hinzu kam, dass über Cochem ein herrliches Fotomotiv in Form einer mittelalterlichen Burg thront, die ich gern auf virtuelles Zelluloid gebannt hätte. Leider war dies nicht möglich, da sämtliche legalen Parkmöglichkeiten ausgereizt waren und zwei Versuche, mal kurz am Rande des Staus anzuhalten von Polizei und/oder Ordnungsamt lautstark unterbunden wurden. Ja, toll…
Einige hundert Meter nach Cochem beruhigte sich das Chaos wieder etwas und die dicke Lady konnte wieder entspannt dem Lauf der Mosel entlangbrummen.
Doch das Ende der Liebe nahte in Form des Deutschen Ecks in Koblenz. An dieser Stelle endet die Karriere der Mosel, sie geht im Rhein auf…
Nachdem ich bei der Einfahrt nach Koblenz erneut im Stau stand, erfreute ich mich an den wenige Meter vom Deutschen Eck gelegenen Mopped-Stellplatz (Autos zahlen 5 EUR die Stunde) – und stiefelte dann mal hin. Obwohl mir ja solche Monumente grundsätzliche nicht viel geben, muss ich zugeben, dass das hier 37 Meter aufragende Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Zufluss der Mosel zum Rhein auf der eigens dafür aufgeschütteten Halbinsel schon Eindruck macht. Durch das hier herrschende Gewimmel der vielen Touristen wirkt das Ganze auch nicht gar so steif.
Allerdings nerven die Menschenmassen, die sich rund um das Monument zu Fuß oder per Fahrrad bewegen schon sehr. Ständig wird man angestups oder weggeklingelt…
Gut, auch diesen Punkt abgehakt – wobei ich hier vor ein paar Jahren schon einmal war. Und schon geht es weiter. Das nächste Ziel war – ohne irgendeine tiefere Inspiration – Bonn. Vor längerer Zeit war ich mal in einem hier stattfindenden Projekt eingebunden – und mir hatte es hier gut gefallen. Und da man schön am Ufer des Rheins dorthin fahren konnte, hatte ich das einfach mal so vorgegeben. Über weite Strecken verlief das auch ganz gut, die Fahrt am Rhein war nicht mehr ganz so schön wie an der Mosel oder dem Rhein um Rüdesheim herum (weil man nicht so direkt am Wasser entlangfahren kann), aber immer noch sehr nett. Das änderte sich dann im Einzugsgebiert von Bonn, da hier dann verkehrstechnisch gar nichts mehr ging. Bei 30 Grad im Schatten (ich hingegen mit Mopped-Kluft und Helm in der prallen Sonne) verging einem dann der Spaß. Meter für Meter schob sich der automobile Lindwurm durch die Straßen. Furchtbar!
Und so zog ich dann irgendwann die Reißleine und wich vom ursprünglichen Plan, zumindest einmal durch Bonn zu rollern ab und kämpfte mich durch allerlei Seitenstraßen am Stau vorbei dem nächsten Ziel entgegen. Dieses war das Örtchen Bödefeld im Sauerland, dass mir durch einen Zeitungsartikel im Gedächtnis geblieben war. Sollte es doch dieses überschwenglichen Artikels nach um das schönste Dörfchen Deutschlands – wenn nicht gar der Welt – handeln. Somit konnte man ja wenig falsch machen.
Die Fahrt, die mich durch das Sieger- und später da Sauerland führte, war letztlich die Herausforderung schlechthin. Mag man als Moppedfahrer ja Kurven sehr gern – ja, fordert sie sogar – ist das schon fast zu viel des Guten. Gefühlt besteht die gesamte Region nur aus engen Kurven, Serpentinen und Spitzkehren. Das macht grundsätzlich auch Spaß, schlaucht aber auch sehr – und nervt unwahrscheinlich, wenn einem ständig irgendwelche Hobby-Raacer in Auto und auf dem Bike mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit links UND rechts überholen.
Aber trotzdem war es traumhaft. Weite Strecken führen durch urwaldähnliche Wälder – und der Duft der Wälder und frisch gemähte Wiesen und Felder macht einfach nur glücklich.
Das angefahrenen Örtchen Bödefeld wusste letztlich so gar nicht zu überzeugen. Hatte ich erwartet, dass mit ob der opulenten Schönheit der Mund offen zu stehen, war dies nur angesichts der aufgerufenen Hotel-Preise der Fall. Ob da Herr von Bödefeld seine Finger drin hat?
Letztlich erreichte ich mit dem nahegelegenen Ferienhotel Stockhausen eine bezahlbare Herberge für diese Nacht. Nette, schön große Zimmer begeistern, die hauptsächlich niederländischen Gäste, die sich sehr laut und meist ohne Maske in großen Trupps durch das Hotel bewegen, stören schon. Und die Preise auf der Speisekarte ließen meinen Mund erneut offenstehen.
Aber heute Abend bin ich dann auch echt durch…
Morgen geht es dann weiter Richtung Norden!
In diesem Sinne…
MM