Tag 4: Kreuzfahrt im Gurkenparadies

Wenn morgens Sonnenstrahlen durch einen kleinen Spalt zwischen den Vorhängen ins Zimmer fallen, dann fällt das Aufstehen gar nicht so schwer…

Schwer wiegt lediglich das allmorgendliche Gepäckgehampel. Durch die doch recht beengten Verhältnisse auf dem Motorrad müssen Kleidung und sonstige Reiseutensilien auf verschiedene Gepäckstücke verteilt werden. In meinem Fall heißt das, dass zwei Seitenkoffer am Mopped bestückt, eine Packrolle auf dem Soziussitz und ein Tankrucksack – wie der Name schon suggeriert – auf dem Tank befestigt werden. Wird dann abends das Zimmer bezogen, wird der ganze Kram erst einmal in zwei Gängen hineingeschafft – und demzufolge morgens auf wieder Richtung Mopped herausgeschafft. Das ist schon etwas nervig, lässt sich aber nicht ändern…

Nachdem das dann erledigt war, ging es dann auch direkt bei strahlendem Sonnenschein auf die Bahn. Das erste Etappenziel sollte der Spreewald werden. Vor einigen Jahren (2015?) hatte ich mal eine Woche Urlaub in Lübben verbracht. Ich hatte eine wirklich tolle Freienwohnung angemietet, die dann ob des durchgehend wirklich beschissenen Wetters (…sorry, aber etwas anderes fällt mir dazu nicht ein…) dann auch nur selten verlassen wurde. An eine der eigentlich obligatorischen Kahntouren durch die Fließe war damals nicht zu denken…zu kalt, zu nass…

Das sollte heute nun nachgeholt werden. Also schlug ich dann im Hafen von Lübbenau auf und stärkte mich mit einem „Spreewälder“: Ein Brötchen mit Bismarckhering, Meerettich, Krautsalat und – natürlich – Gewürzgurken. Wie denn nun der Hering ins Konzept des Spreewaldes passt, werde ich mal geflissentlich übersehen…war wohl einer der legendären Spree-Heringe. Zumindest war es sehr scharf und sehr lecker. Danach ging es dann per Kahn ins Dickicht.

In der Tat eine sehr lohnende Erfahrung. Die flachen Boote – mit bis zu 14 Gästen besetzt – werden von einem Staker bewegt, meist einem Mann (es gibt aber auch einige Frauen in dem Metier) der das Boot mit einer langen Stange vom Fließgrund abstößt. Die Fahrt führt durch zum Teil unwirkliche Passagen, man wähnt sich in einem Fantasy-Film. Eine fast unheimliche Stille umfängt einen, selbst Vogelgezwitscher fehlt fast völlig. Biber, Otter und Waschbären kann man wohl des Öfteren sehen, heute allerdings nicht. Dafür begleitete uns einige Meter ein Nutria. Diese Bisamratten, zu DDR-Zeiten gern zu Wurst verarbeitet, sind mittlerweile im Spreewald extrem selten, so dass der possierliche Nager tatsächlich eine bemerkenswerte Sichtung darstellt. Der Staker erzählte während der Fahrt auf unterhaltsame Art allerlei Wissenswertes zum Spreewald. Insgesamt kann ich eine solche Tour empfehlen. Mag etwas spießig und angestaubt sein, aber mir hat es sehr gut gefallen…

Danach sollte es weiter nach Görlitz gehen. Dieser Teil der Tour verlief ohne nenneswerte Vorfälle. In Cottbus habe ich noch kurz an der Uni-Bibliothek angehalten, die architektonisch schon ein Highlight darstellt. Die riesenhafte Glasskulptur würde auch problemlos als Wohnsitz eines Bond-Schurken durchgehen. Muss man nicht schön finden, imposant ist es auf jeden Fall…

Endlich in Görlitz angekommen, scheinen sich schon auf der Fahrt zum in der Innenstadt gelegenen Hotel alle Erwartungen zu erfüllen. Die Stadt strahlt auf den ersten Blick wirklich jede Menge Schönheit aus. Das wird morgen dann verifiziert…

Leider scheint sich aber auf meiner Tour das Thema „Parken“ zur persönlichen Nemesis zu entwickeln. Waren es die ersten Tage herausfordernde Parkhäuser, überraschte mich das Hotel hier in Görlitz direkt mal mit der Aussage, dass man keine Parkplätze besitze. Mein Hinweis, dass aber bei HRS ein abgeschlossener Parkplatz angegeben sein – und ich gerade deshalb das Hotel überhaupt erst in die engere Wahl gezogen hätte, wurde zwar mit Bedauern zur Kenntnis genommen, aber einen Parkplatz hatte ich bzw. mein Mopped dann immer noch nicht. Also wurde dann gebrainstormt und einige Vorschläge in den Raum geworfen. Ein Moppedstellplatz direkt vorm Hotel hätte eine Lösung sein können, ist aber leider morgen früh ab 7:00 Uhr gesperrt. Der Hinweis auf das nahegelegene Parkhaus eines Einkaufscenters erwies sich in zweifacher Hinsicht als Fehler – erstens war es nicht nahegelegen, zweitens durfte ich mit dem Mopped gar nicht erst hinein. Also wieder zurück und um Stornierung des Zimmers gebeten. Das wollte man nun auch nicht. Zu guter Letzt wurde dann das Auto des Hotelinhabers auf dem Parkplatz eines Hinterhofs in erreichbarer Nähe etwas zurückgefahren, so dass meine dicke Lady nun davor platziert werden konnte. Dass dann das Tor des Hinterhofs nicht schloss und ich dann noch zweimal hinlaufen musste, um das Mopped aus der Lichtschranke zu schieben, ist dann nur noch eine Randnotiz… Nach knapp 1,5 Stunden stand der Bock und ich konnte endlich – mittlerweile war es 21.00 Uhr – unter die Dusche.

Morgen hat mein Krad frei. Ich werde mir Görlitz angucken und mich etwas erholen. Sonnabend geht es dann weiter. Wohin, muss noch festgelegt werden – aber das kann ich ja morgen ganz in Ruhe tun.

In diesem Sinne…

#moppedtour2019

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