Die Sonne lachte und küsste mich heute Morgen wach. Den ersten Akt des Tages – den Morgenstuhl – begleitet Herr Meuthen, seines Zeichens Parteivorsitzender der rechtspopulistischen Comedy-Partei AfD, mit der Nachricht, dass es in einer Kindertagesstätte in Leipzig zukünftig kein Schweinefleisch mehr zum Mittag geben solle, um Kinder muslimischen Glaubens auch gut versorgen zu können. Der Aufschrei der Westentaschen-Nazis ist laut und roh – auch wenn das Thema mittlerweile schon wieder an Relevanz verloren hat, da der Kita-Leiter massivst bedroht wurde und somit zurückgerudert ist. Interessiert aber keinen, man beschwört damit natürlich eimal den Untergang des Abendlandes herauf. Ist ja schließlich wissenschaftlich bewiesen:
https://www.der-postillon.com/2019/07/schweinefleisch.html?m=1
Nach dieser Erheiterung dann gut gelaunt zum Frühstück geschlappt, danach Sachen gepackt und ‚raus zum Mopped. Der Schlag, den mir die Hitze beim Verlasen des komplett klimatisierten Hotels ereilte, war nicht von schlechten Eltern. Puh, wenn bereits um 10:00 Uhr 30 Grad herrschen, dann würde das ein böses Ende nehmen. Spontan wurde die geplante Route über den Haufen geworfen und der Anreiseweg nach Bremerhaven über die Autobahn festgelegt. Zwar ist man – wie ja schon mehrfach erwähnt – als Krad-Fahrer eigentlich gewillt, mehrspurige Schnellstraßen zu meiden, bieten sie doch im Allgemeinen wenig Kurven und noch weniger Reizvolle Ausblicke. Das Tanken ist teurer, vom Essen und Trinken reden wir gar nicht erst…
Allerdings war die Idee, die Fahrt in der Hitze möglichst schnell hinter sich zu bringen – und da die Fahrt durch Münster- , Osnabrücker und Oldenburger Münsterland auch auf Landstraßen nicht sonderlich ereignisreich ist, wären die Entbehrungen zu verkraften. Dazu gibt es auf Autobahnen keine Ampelstopps und immer ausreichend Fahrtwind. Also schnell das Navi manipuliert – und ab durch die Mitte.
Wider Erwarten herrschte allerlei Betrieb auf der A1. Klar, da ist es selten leer, aber aufgrund eines Mittwochs in der Ferienzeit hatte ich ehrlich gesagt mit weniger Gedrängel gerechnet. Aber im Großen und Ganzen konnte ich ganz entspannt im Verkehr mitschwimmen – meist so mit 120/130 km/h. Gut auszuhalten, auch wenn ich immer wieder mal ein Päuschen einlegen musste. Der Körper verlangt nach Flüssigkeit – und das im Trinkrucksack mitgeführte Wasser hatte mittlerweile eine Temperatur erreicht, die mir nicht mehr munden mochte.
Natürlich kam es, wie es kommen musste. Gerade noch freute man sich darüber, dass man so entspannt auf der Bahn entlangsegelt, da sieht man in der Ferne die ersten Bremslichter aufleuchten und bemerkt, dass sich auf der rechten Spur ein Lindwurm aus LKW gebildet hat, an dem man – immer langsamer werdend – entlanggleitet. Puh, Stau…und natürlich genau dann, als das Navi 39 Grad anzeigt. Juhu!
Ist es bei den Temperaturen ob des Fahrtwindes in meinen HighTech-Klamotten noch ganz gut erträglich (viele Belüftungsöffnungen im Brust-, Arm- und Rückenbereich), ist es im Stand dann aber wirklich vorbei mit jeglicher Herrlichkeit. Schwitzend wie ein Schwein schmort man in seinem schwarzen Mopped-Leibchen (ca. 7 Kilo Gewicht…) vor sich hin. Immerhin läßt sich der Helm aufklappen:

Okay, sieht doof aus, hilft aber bei Hitze – und ist ein Highlight für kleine Kinder, die diesem Schauspiel beiwohnen. Ohnehin stehen Biker bei den Kids offenbar hoch im Kurs. Stehe ich mal neben einem Auto mit Zwergen auf der Rückbank, sehe ich strahlende Gesichter, es wird fröhlich gegrüßt und gewunken. Die Mopped-Fahrer von Morgen?
Zum Glück dauerte der Stau nur gut 15 Minuten, danach direkt beim nächsten Autohof ‚raus, viel kühles Nass in sich hienein gekippt und weiter geht’s.
Letztlich kam ich dann im Norden an. Nun fragt man sich bestimmt, warum man denn ausgrechnet nach Bremerhaven fahren möchte. So richtig schick ist diese Bremer-Enklave an der Nordsee ja nicht. Trotz des Ausbaus des Stadthafens zu einer Sehenswürdigkeit mit allerlei Museen und des „Schaufenster“ gennanten Aareals im Fischereihafen, ist dot schon noch vieles ganz furchtbar. Aber da ich hörte, dass zwei der Museen, nämlich das Deutsche Auswandererhaus und das Klimahaus unter den besten Ausstellungen des Landes zu finden sind, war das Interesse geweckt. Daher werde ich mir morgen mal in aller Ruhe das Auswandererhaus anschauen.
Ein weiterer Grund zum Besuch Bremerhavens offenbarte sich mir allerdings erst nach der Ankunft. Das Hotel Haverkamp glänzt nicht nur durch nette Zimmer, sondern auch durch einen tollen Service. Allein die Begehung der drei Parkplätze zwecks Findung eines angemessenen „Schlafplatzes“ für die dicke Lady war schon großartig. Aber auch darüber hinaus glänzt man mit Freundlichkeit, Witz und Hilfsbereitschaft. Klasse!!!

Natürlich darf ich das Krad während meines morgigen Museumsbesuchs dort stehen lassen – und ein Platz zum Umziehen wurde mir auch schon in Aussicht gestellt (man will ja nicht unbedingt den Tag im Museum im Kradler-Leibchen verbringen).
So, nun hoffe ich, dass es sich draußen langsam abkühlt, sonst wird es schwierig mit dem Schlaf…
In diesem Sinne…
#moppedtour2019
