Maltes Großbritannien-Tour – Tag 9 / 10

Mit Ende des letzten Tages habe ich England hinter mir gelassen und bin gut gelaunt nach Schottland gerollt. Da sich die letzten Tage eher ereignislos gestalteten, habe ich ja meine Berichte eher kurz bis gar nicht verfasst. Diese Frechheit meinerseits brachte mir bereits den einen oder anderen Rüffel ein (…ja, genau, z. B. von Dir, Fabi…😠) – also muss ich heute versuchen, die befleckte Weste wieder rein zu bekommen…

Nun lag es – wie schon erwähnt – in erster Linie daran, dass auf der Fahrt hierher eher wenig passiert ist. Sehenswürdige Highlights waren rar gesät, die Örtchen am Meer eher lauter Zirkus als beschauliches Fischerdorf. Obwohl mir die reine Fahrt schon sehr behagte (kurvige und hügelige Straßen) und somit mein Spaß nicht zu kurz kam, bot es doch wenig, um es hier zu verbreiten.

Aber vielleicht ändert sich das ja nun, wo ich mich nun im Land von Nessie, karierten Röcken und Connor MacLeod befinde.

Die gestrige Etappe von Middlesbrough nach Edinburgh bot einmal mehr große Fahrfreude. Anfangs hatte ich mich noch über kleinste Straßen und Wege am Wasser entlanggeschlichen, stellte dann aber irgendwann fest (jaja, ich Cleverle…), dass ich es bei dem vorgelegten Tempo vermutlich niemals bis Edinburgh schaffen würde. Nachdem ich mir in Newbiggin by the Sea noch eine hübsch am Wasser gelegene Kirche in einem furchtbar trostlosen Ort angeschaut hatte (und dort tatsächlich vier Deutsche traf), setzte ich dann meinen Weg auf der Fernstraße A1 (verbindet London mit Edinburgh) fort.

Diese Straße ist ein echter Traum, führt sie doch recht nah an der Küste entlang, so dass man über weite Strecken das Meer sehen kann. Dazu wird die umliegende Landschaft mit jedem Meter hügeliger. Herrlich zu fahren. Dass die britischen Autofahrer sich mir bis dato als äußerst angenehme Partner im Verkehr präsentierten, macht das Fahren natürlich noch angenehmer. Da wird weder gedrängelt, gehupt oder riskant überholt.

Auffallend ist die Tatsache, dass in Schottland große elektrische Schilder (offizielle Bezeichnung „Wechselkennzeichen“) allerlei Weisheiten und Empfehlungen für eine angenehme und sichere Fahrt anzeigen. So wird davor gewarnt, während der Fahrt mit dem Handy zu spielen und das Navi zu bedienen, empfohlen den Sicherheitsgurt anzulegen und seine Kinder in einem entsprechend Sitz zu verschnüren. Mich erinnerte das etwas an den herrlichen Film „L. A. Story“ mit Steve Martin, der durch ein solches Wechselkennzeichen ein Rätsel gestellt bekommt, das letztlich sein Leben verändert.

L. A. Story (Steve Martin / 1991)

Ich stellte mir während der Fahrt vor, wenn dort auch sonstige Lebenstipps angezeigt würden:

„Gemüse schmeckt am besten, wenn man es vor dem Verzehr durch ein Steak ersetzt.“ oder „Wenn der Mittwoch endet, beginnt der Donnerstag.“. Durch solch unsinnigen Gedanken vergnügt, störte mich selbst der einige Kilometer vor dem Ziel auftretende Stau nur wenig.

Das Hotel, das ich dann kurz darauf erreichte, erwies sich als eine recht groß angelegte Kombi aus Pub und Restaurant, das im Obergeschoß einige Zimmer anbietet. Der Empfang erwies sich als geradezu herzlich, das Zimmer als rustikal aber über nahezu jeden Zweifel erhaben. Okay, in Sachen Reinlichkeit sind die Briten offenbar etwas (?) toleranter – das hatte ich ja schon in den letzten Tagen gemerkt. Aber es hält sich in noch hinnehmbaren Grenzen (was einigen Domizilen nicht gelang).

Innkeeper’s Lodge Edinburgh (Archivbild)

Insgesamt zeichnet sich England wie auch Schottland durch eine gewisse Klebrigkeit aus. Alles, was man anfasst, fühlt sich irgendwie leicht klebrig an. Tische in Pubs oder Imbissen liegen in dieser Disziplin weit vorne (hier gibt es ein Geräusch, wenn man sein Handy vom Tisch „zieht“), aber auch Treppengeländer, Griffe an Schränken oder Lichtschalter weisen diese leicht kleisterige Eigenart auf. Und das sogar im recht noblen Best Western-Hotel, dass ich vor einigen Tagen bewohnte.

Da ich mir Edinburgh etwas näher angucken wollte, hatte ich mich hier für zwei Tage eingemietet. Der heutige Tag wurde also dem Sightseeing gewidmet. Mit dem Bus ging es in die Stadt. Zufällig hatte ich das Hotel so gewählt, dass direkt vor dem Haus (also wirklich direkt – 3 Meter vom Eingang entfernt…) der Bus in Richtung Innenstadt startete. Die Fahrt war dann schon einmal das erste Abenteuer, da die Straßen in einem so desolaten Zustand sind, dass der Bus hüpft, knirscht und knarzt, dass man befürchten muss, dass etwas zu Bruch geht. Und tatsächlich wies die den Fahrer abtrennende (Sicherheits-)Glasscheibe einige Sprünge auf, die nach seiner Aussage (nicht zu mir, aber ich konnte es hören) von eben diesem Geholpere herrührten. Hui, da soll sich noch einmal jemand über den Zustand unserer Straßen beschweren…

Als Ausgangspunkt für meine Exkursion hatte ich die sogenannte „Royal Mile“, die mir mein Reiseführer ans Herz gelegt hatte und die die Verbindung von Schloss und Altstadt darstellt.

Zur Royal Mile gehört auch die Straße „High Street“ – und diese macht ihrem Namen alle Ehre, verläuft sie doch hoch über der Straße, auf der mein Bus mich ausspie. Also mich erst einmal in einem Tross von Menschen einen sehr steilen Weg nach oben geschleppt, deren letztes Stück – die „Ramsey Lane“ – angeblich die steilste Straße innerhalb einer schottischen Stadt sein soll. Ich schnappte diese „Tatsache“ bei einer passierten Stadtführung auf, konnte aber im Netz keine Belege dafür finden. Da die Straße wirklich extrem steil war, bin ich gewillt, das zu glauben…

Der Endpunkt der Mühe lag dann direkt vor dem Eingang des großen Geländes rund um das Edinburgher Schloss. Dieses zu besichtigen, war eigentlich auch ein To-Do für diesen Tag, allerdings herrschte vor dem Eingang ein Gedränge wie beim Auftritt von Torfrock in Wacken – und einige Schilder an den Ticketschaltern kündigten eine Wartezeit von drei Stunden an. Auch hier war ich gewillt, dies zu glauben – und sparte mir das dann.

Also gönnte ich mir einen überraschend guten Kaffee an einer kleinen Bude auf dem Vorplatz der Highland-Tolbooth-Church und streunerte danach etwas in den Straßen, Gassen und Winkeln herum. Dabei konnte ich einige Kuriositäten beobachten, wie den Dudelsack spielenden Straßenmusiker, der auch Kreditkarten akzeptierte…

…und einen Spendenstand für eine Vogelschutz-Station, bei dem man für eine entsprechende Spende (NUR Kreditkarten erlaubt) einen Uhu oder eine Zwergeule halten (keine Ahnung, ob die Gattungen stimmen – zumindest waren es eindeutig Eulen, die eine sehr groß, die andere sehr klein…).

Um mich herum tobte das Leben, wahre Menschenmassen überschwemmten Ameisen gleich die Straßen und Gassen um das Schloss herum. Ein Stimmengewirr wie beim Turmbau zu Babel erfüllt die Luft – und ich konnte auch mehrfach deutschsprachige Menschen ausmachen. Allerdings tummeln sich hier in erster Linie Asiaten.

Auf jeden Fall muss man anerkennen, dass Edinburgh eine wirklich sehr hübsche Stadt mit tollen Gebäuden und einer – wie und warum auch immer – sehr entspannten und angenehmen Stimmung ist. Trotz der Menschenmassen, die sich durch die Stadt wälzen.

Neben den kleinen und steilen Gassen sind viele Treppen und kleine Gänge zwischen den Häusern auffällig, die in teilweise recht nette Hinterhöfe führen. Leider verunstalten häufig Müll und Unrat die an sich sehr netten Gässchen. Auch macht sich überall ein gewisser Verfall bemerkbar. Aber das ist in Britannien wohl ein grundsätzliches Problem. Ich tue das mal mit dem Hinweis auf einen „morbiden Charme“ ab…

Nach vier Stunden zog es mich dann aber doch zurück ins Hotel, schließlich muss ja noch der heutige Bericht ins Netz – und so sitze ich im Pub und tippe…

Der Arbeitsplatz des Meisters…

Morgen geht es dann noch nach Leith, Handlungsort von „Trainspotting“ (einer meiner Lieblingsfilme) und ehemals bekannt für Drogen, Prostitution und AIDS. Danach geht es dann weiter die Küste hoch…

In diesem Sinn…

6 comments on Maltes Großbritannien-Tour – Tag 9 / 10

  1. Hallo Malte,
    das wieder eine nette Beschreibung. Tolle Stadt, der Dudelsackmann find ich klasse, der geht mit der Zeit.
    Ebenfalls schöne Bilder.
    Ich werde auch diese Reise England, Schottland machen.

    Dir weiterhin eine gute Reise.

  2. Du hattest schon ein paar Bier intus, das merkt man durch fehlende Worte 😄👍 … erstes habe ich dir per Messenger geschickt, anderes darfst selbst suchen. 🤪

    Reingehaun!

  3. Danke das wir doch so häufig an DEINER Reise, so kurz nach dem Erlebten, teilhaben dürfen.
    Was Deinen Kolleginnen und Kollegen bestimmt interessiert, wird hier die Plattform geschaffen für WY🤣😎?
    Weiterhin gute Fahrt und erlebnisreiche Momente.

  4. Moin Malte! 😊
    Ich gestehe, dass ich etwas aufzuholen hatte und nun aber in den Genuss kam, gleich mehrere Tage zu lesen….
    Wie immer, sehr unterhaltsam geschrieben 👍. Ich freue mich auf mehr und wünsche dir weiter gute Fahrt und angenehmes Wetter. LG aus Rostock, Carola

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