So, etwas Zwischen-Content für die Fans…
So richtig viel ist auch die letzten Tage nicht passiert. Über meinen letzten Stopp in Glasgow hatte ich ja bereits ausführlich berichtet und angekündigt, dass es morgens noch einmal zur Glasgow Necropolis – einem viktorianischen Friedhof – gehen sollte. Dieser sollte einen herrlich morbiden Charme ausstrahlen. Um es kurz zu machen: War so – und es war toll. Die windschiefen, verwitterten Grabsteine die am Hügel des Friedhofes stehen, dazu ein herrlicher Blick auf die Kathedrale des heiligen Mungo. Und das endlich mal wieder die Sonne schien, machte das ganze natürlich noch schöner.
Und somit ging es danach nach kurzem Kampf im und durch den Glasgower Stadtverkehr ganz entspannt Richtung Küste. Ich landete im Örtchen Irvine an, das – für Schottland ganz typisch und mehr noch als in England – mit dem Charme des Verfalls und der Attraktivität des Häßlichen überzeugt. Obwohl am Wasser gelegen, macht es nichts aus dieser Chance. Keine Promenade, keine Flaniermeile. Reste eines baufälligen Leuchtturms (zumindest der Sockel davon), eine angerostete Fußgängerbrücke über einen Meerarm…mehr gibt es nicht zu sehen. Die Hauptstraße des Ortes präsentiert sich laut, bunt und chaotisch – und ein blecherner Lindwurm wälzt sich die Straße entlang.
Dieses Szenario zeigt sich eigentlich in allen Küstenorten, die ich an diesem Tag durchfuhr. Zwar gibt sich das Örtchen Ayr etwas mondäner, was aber weniger auf die Bausubstanz zurückzuführen ist (die ist ähnlich marode und uniform), sondern eher daran erkennbar ist, dass vor den Reihenhäusern der Rolls Royce, Bentley oder Lamborghini parkt (und als Zweitwagen immer ein Range Rover). Aber der grundsätzliche Eindruck ist immer der Gleiche. Trotzdem irgendwie sympathisch.
Die Fahrstrecken zwischen den einzelnen Orten konnten hingegen voll überzeugen und zauberten mir einmal mehr ein Lächeln ins Gesicht. Gut ausgebaut (nix von wegen Single Track), hügelig, kurvig, meist mit Blick aufs Wasser – und auch überraschend leer.
Und so kradelte ich gut gelaunt die Küste bis Örtchen Stranraer hinunter, von wo ich dann wieder landeinwärts abbog und mein Domizil im kleinen Dorf Creetown (wirklich nur eine Straße mit einer Handvoll Häuser) anlief. Erneut stellte ich fest, dass es mit den von mir gebuchten Unterkünften nicht langweilig wird. Da für mich der Preis ja doch auch auschlaggebend ist (ich versuche preislich bei etwa 50 EUR zu bleiben), bin ich durchaus auf Kompromisse angewiesen. Zum Teil hatte ich ja Glück (North Kyme, Inverness), zum Teil aber auch ziemliches Pech (Glasgow, Great Yarmouth). Dieses Mal war es einmal mehr skurril, bot aber keinen Grund zum Meckern. Ein Familienzimmer mit 6 Betten (4 Etagenbetten, ein Doppelbett – nur für mich, mit eigenem Bad. Das Zimmer war pikobello sauber – und mit 36 EUR ein echtes Schnäppchen.
Heute sollte es dann wieder nach England zurückgehen – und aus Traditionsgründen hat es dann auch direkt wieder geregnet. Die Tour führte mich in das Städtchen Gretna, wo ich zum einen sehr gut zu Mittag aß, zum Anderen zwei deutsche Moppedfahrer traf, die am Sonnabend die nahezu gleiche Tour durchlitten hatten wie ich (das war der Tag des Single Tracks). Sie berichteten mir, dass es aufgrund des Unwetters auf dieser Strecke an diesem Tag mehrere schwere Unfälle und sogar zwei Todesfälle unter den Motorradfahrern gab. Da bin ich ja noch einmal sehr glimpflich davongekommen. In Gretna passierte ich dann auch die englisch-schottische Grenze.
Ich logiere heute Abend im Örtchen Workington, das direkt an der Küste liegt. Mein Zimmer gehört zu einem Pub, ist spartanisch, lässt aber nichts zu wünschen übrig. Mein Motorrad darf sogar exklusiv im kleinen Hinterhof parken. Allein das Hineinzirkeln mit dem Heck zuerst (ich auf dem Bock sitzend, ein Hotelmitarbeiter vorne pragmatisch schiebend) war abenteuerlich – aber so kann ich morgen früh direkt vorwärts herausreiten.
Morgen werde ich dann etwas durch den Lake District fahren – soll nett sein…
In diesem Sinn…